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Web-Seminar: „Corona am Arbeitsplatz: Was ist wirklich wichtig?“

Seit dem Frühjahr begleitet uns die Corona-Pandemie im privaten und im beruflichen Alltag. Es ist schwer, bei all den unterschiedlichen Vorgaben, sich ändernden Umständen und neuen Erkenntnissen den Überblick zu behalten. Deshalb freuen wir uns sehr, dass Prof. Dr. med. Dieter Köhler, ehemaliger ärztlicher Direktor des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in einem Web-Seminar die wichtigsten Informationen übermittelt und das Virus sowie seine Übertragung anschaulich erklärt hat. Das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft ist Zentrum für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin. Außerdem war Prof. Dr. Köhler erst Vizepräsident, dann Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Präsident des Arbeitskreises/Verbandes Pneumologischer Kliniken. Während seiner beruflichen Tätigkeit hat er sich intensiv mit der Thematik der Aerosole und auch den Folgen schwerer Lungenerkrankungen, insbesondere auch mit der Beatmung, beschäftigt.

Die Erkenntnisse des Seminars haben wir für Sie zusammengefasst. Sollten Fragen auftreten, können Sie sich gerne an info@schmallenberg-unternehmen-zukunft.de wenden, wir werden diese an Professor Dr. Köhler weiterleiten.

Ziel der Maßnahmen ist es nicht, den Virus „auszurotten“, sondern die Ausbreitung zu verlangsamen und unser Gesundheitssystem vor der Überlastung zu schützen. Eine Erkrankung an Covid-19 lässt sich nicht komplett verhindern, da das Virus natürlich nicht nur ansteckend ist, sondern bevorzugt von noch nicht Erkrankten oder sogar Personen ausgeatmet wird, die nie wesentliche Symptome hatten. Dabei sollte Folgendes beachtet werden:

  • Die Risiken einer Ansteckung addieren sich nicht direkt, sondern mit einem quadratischen Mittelwert. Beispiel: Bei einer Ansteckungsgefahr von 80%, z.B. in einem vollen Bus ohne Masken und einem Aufenthalt im Anschluss in einem Raum mit wenigen anderen ohne Maske (20 % Ansteckungsgefahr) ergibt sich folgende Rechnung: 0,8² + 0,2² = 0,68; √0,68 =0,825. Somit liegt die Ansteckungsgefahr bei 82,5%.
  • Mittlerweile wurde erkannt, dass sich Coronaviren maßgeblich nur über ausgeatmete Partikel (Aerosole) verbreiten. Eine Infektion über Oberflächen konnte nicht nachgewiesen werden. Zwar finden sich auf Oberflächen noch lebensfähige Viren, diese sind jedoch nicht mehr ansteckend.
  • In Hustentröpfchen finden sich weniger Viren, diese sinken auch direkt zu Boden, deshalb ist die Abstandsregelung nicht die wichtigste Schutzmaßnahme. Die meisten Viren finden sich in ausgeatmeten Aerosolen. Diese sind sehr klein (um 0,5 µm). Sie entsprechen der Größe von Zigarettenrauch und verteilen sich entsprechend. Bei sportlicher Betätigung oder beispielsweise beim Singen, wird mehr geatmet und dementsprechend werden noch mehr Aerosole mit teilweise darin enthaltenen Viren ausgestoßen. Jedoch ist das Virus nach dem Ausatmen empfindlich, Temperaturen über 60°C oder Sonnenlicht greifen das Virus an und es ist nach ca. 30 Minuten nicht mehr ansteckend. Kälte jedoch stabilisiert das Virus und es kann deswegen in Kühlräumen über Stunden in der Luft ansteckend bleiben.
  • Die ausgeatmeten Aerosole verteilen sich in geschlossenen Räumen, ähnlich wie Zigarettenrauch, dort hilft regelmäßiges Lüften und das Tragen einer Maske. Durch die Frischluftzufuhr wird die Viruslast im Raum „verdünnt“ und die Gefahr einer Ansteckung minimiert. Das Tragen einer Maske am Arbeitsplatz ist somit sinnvoll, wenn sich mehrere Personen ein Büro teilen und nicht dauerhaft gelüftet wird. Es ist unbedenklich, wenn die Maske für einen kurzen Augenblick z.B. um etwas zu trinken, abgenommen wird, denn für eine Ansteckung braucht man relativ viele Viren, ca. 200 – 2.000. Aber auch das Tragen einer Maske schließt regelmäßiges Lüften nicht aus, hierbei ist es wichtig, häufiger zu lüften, da die Viruslast im Raum nicht linear, sondern quadratisch steigt. Wenn erst nach 20 Minuten gelüftet wird anstatt nach 10 Minuten, so muss 4-fach so lang gelüftet werden wie nach 10 Minuten. Auch Luftfilteranlagen sind eine geeignete Möglichkeit, dabei sind Anlagen mit HEPA 13 durchaus ausreichend und kostengünstiger.
  • Die Größe der Räume spielt eine wichtige Rolle, in kleinen niedrigen Räumen mit einem geringen Volumen steigt die Viruskonzentration deutliche schneller an, als in großen Hallen mit hohen Decken. Zudem steigt die virushaltige Ausatemluft mit der Wärme nach oben und verdünnt sich dann rasch. Kommt sie durch Turbulenzen wieder herunter, ist der Virusgehalt so gering, dass es für eine Ansteckung nicht ausreicht.
  • Aber auch die Masken unterscheiden sich. Einfache chirurgische Masken sind ausreichend, denn je höher die Dichtigkeit für Viren ist (z. B. FFP3), desto höher ist der Atemwiderstand und desto spielt die unvermeidliche Leckage am Maskenrand eine Rolle. Selbstgenähte Stoffmasken sind jedoch nahezu wirkungslos. Es gibt aber geprüfte Stoffmasken, mit entsprechend dichten Stoffen (z. B. von milbendichten Matratzen), die mit den FFP oder chirurgischen Halbmasken vergleichbar sind.
  • Die Qualität der Masken ist bedeutsam, hätten 2 Personen in einem Raum beide eine Stoffmaske mit beispielsweise 20% Dichtigkeit im Vergleich zu einer chirurgischen Halbmaske mit 60%, so ist der Schutz bei den guten Maske 9x besser, wenn beide sie tragen (60/20 =3; 3x3=9).

Covid-19 kann einen schweren Verlauf nehmen und viele Komplikationen mit sich bringen, jedoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass dies auch bei einer schweren Influenza-Erkrankung der Fall sein kann. Lauf Prof. Dr. Köhler ist die Mortalität nicht höher als bei einer Influenzawelle mit schweren Verläufen. Entscheidend ist aber, die häufig überflüssige Intubation auf der Intensivstation zu vermeiden. Dadurch steigt die Mortalität um das 20 bis 50-fache an. Der Verlauf der Erkrankung wird von der aufgenommenen Viruslast und  bestehenden Vorerkrankungen beeinflusst.

Empfehlungen für Unternehmen:

  • Masken tragen, wann immer man nicht allein ist. Ist man alleine in Räumen, die später von anderen betreten werden (z. B. Pausenräume, Waschräume, Fahrstühle), dann immer Maske tragen, denn falls man bereits die Viren abatmet (Superspreader), dann könnte die Wolke in dem Raum stehenbleiben und andere Menschen anstecken, die den Raum später betreten.
  • In kleinen Büroräumen sollten Mitarbeiter nach Möglichkeit alleine arbeiten und wenn möglich, das HomeOffice als Alternative nutzen.
  • An der frischen Luft sind diese Maßnahmen nicht notwendig. Draußen birgt es praktisch keine Ansteckung. Allerdings muss man trotzdem die gegebenen Vorschriften beachten.
  • Wenn regelmäßiges Lüften aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich ist und sich mehrere Mitarbeiter vor Ort aufhalten, ist die Investition in eine Luftreinigungsanlage mit Filtern sinnvoll. Es gibt auch solche, die UV-C Licht benutzen. Es scheint, dass diese auch ausreichend sind.

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