Einkaufsverhalten auf dem Prüfstand
In den vergangenen Jahrzehnten muss sich der Einzelhandel immer mehr mit einem internen Strukturwandel auseinandersetzen. Kleinere Innenstädte sind zunehmend menschenleer, unabhängige Facheinzelhändler treten in Konkurrenz mit Discountern und Online-Händlern und es etablieren sich immer mehr Filialen großer Handelsketten. Eine Nielsen Studie zeigt für 2018 folgende Ergebnisse auf: Die Deutschen gehen weniger oft einkaufen, da es ihre Zeit kaum noch zulässt, dafür aber strukturierter, wobei aber dennoch insgesamt mehr Geld als vorher ausgegeben wird (Hochkonjunkturphase mit Beschäftigungsboom). Sie erledigen gern ihre Einkäufe in Geschäften mit großem Sortiment (Trend: One-Stop-Shopping) – der Faktor Zeit spielt somit eine wichtige Rolle, denn sie wollen gern alle Artikel an einem Ort erwerben. Ebenso sind für 65% der Befragten Sonderangebote wichtig.
Vertriebsstrukturen verlangen ein hohes Maß an Innovationsbereitschaft
Damit stehen stationäre Geschäfte vor vielen Herausforderungen. Der Rückgang der durchschnittlichen Kundenfrequenz, der Verdrängungswettbewerb im Zuge der Digitalisierung, das geänderte Einkaufsverhalten, da Kunden überall erreichbar sind und dies auch zum Shoppen nutzen aber auch die Sicherung der Erreichbarkeit in Bezug auf die Infrastruktur oder auch die allgemeine Veränderung der Kundengruppen durch den demographischen Wandel sind hier zu nennen. Der Kunde sucht hier längst nicht mehr nur nach dem eigentlichen Einkaufsgut, sondern zunehmend auch nach Unterhaltung und Wohlfühlfaktor im Sinne eines Erlebniseinkaufs. Ebenso muss sich der Einzelhändler vor Ort auch mit der Frage auseinandersetzen, ob das Omni-Business dem Kundenschwund entgegenwirken kann, denn das veränderte Kaufverhalten durch den rasanten technologischen Wandel und dem Entstehen völlig neuer Vertriebsstrukturen verlangen dem Einzelhändler vor Ort ein hohes Maß an Innovationsbereitschaft ab. Die Grenzen verschwimmen zunehmend zwischen online und offline-Käufen, zu No-Line-Käufen. Ein Einkaufsbummel durch die Geschäfte oder das schnelle Bestellen von der heimischen Couch aus - Was möchte der Kunde der Zukunft? Welche Produkte und welche Serviceleistungen möchte die Kundschaft in Zukunft über die Online-Kanäle beziehen? Welche nur vorbestellen und in der Filiale abholen? Insbesondere im ländlichen Raum leidet der Einzelhandel unter der Abwanderung der Kaufkraft zum Online-Handel oder in die Großstädte, da hier ein vielfältigeres und umfangreicheres Angebot gebündelt bereitgestellt wird. Der ländliche Handel steht damit vor der Herausforderung, seine Produktpalette und seine Serviceorientierung den zukünftigen Zielgruppen anzupassen und aktiv neue Angebote zu offerieren und somit das stationäre Geschäft hin zu einem individuellen Servicepunkt auszubauen.
Welche Wünsche und Erwartungen haben die Kunden, Gäste und Besucher unserer Region an den Einzelhandel
Die Fachhochschule Südwestfalen führt gemeinsam mit der LEADER Region „4 Mitten im Sauerland“ eine Befragung zum Thema Einkaufsverhalten in Schmallenberg, Eslohe, Meschede und Bestwig durch. Die Werbegemeinschaft Schmallenberg hat die Marktforschungsstudie initiiert. Marcus Schulte-Glade, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Schmallenberg sagt dazu: „Schon lange vor Corona haben wir in der Werbegemeinschaft Schmallenberg darüber diskutiert, welche Wünsche und Erwartungen die Kunden, Gäste und Besucher unserer Region an den Einzelhandel haben. Angefangen vom Dauerthema Öffnungszeiten bis zu den Herausforderungen der Digitalisierung besteht der Wunsch, noch mehr zu erfahren, wie sich der Einzelhandel für die Zukunft aufstellen muss. Mit dieser Marktforschungsstudie, die auch die Nachbarorte einschließt, hoffen wir wertvolle Informationen, Hinweise und Anregungen zu bekommen.“
Wegen Corona eine Online-Befragung
Durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen wird die Umfrage, die zunächst als persönliche Befragung in den vier Städten und Gemeinden geplant war, nun als Online-Befragung durchgeführt. Ab sofort bis zum 4. Oktober wird der Fragebogen über verschiedene Online-Kanäle verfügbar sein und kann von den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gästen, die das Sauerland besuchen, online beantwortet werden. Die Ergebnisse sollen dann bis Ende des Jahres ermittelt und präsentiert werden. „Wir wünschen uns, dass viele Sauerländerinnen und Sauerländer aus den vier Kommunen und ebenso viele Gäste und Besucher aus der Region an der Befragung teilnehmen, um aussagekräftige Antworten für die zukünftige Entwicklung der Einzelhandelsstandorte im Sauerland zu bekommen“, sagt Prof. Dr. Anne Jacobi von der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede. Die Online-Befragung ist anonym. Wer an der Verlosung von 10 attraktiven Preisen, als Dankeschön fürs Mitmachen, teilnehmen möchte, kann seine Kontaktdaten angeben. Nach der Verlosung werden diese Daten sofort gelöscht.
Durch das Auslegen von Flyern in den Geschäften und in der Gastronomie von Schmallenberg, Eslohe, Meschede und Bestwig unterstützen die einheimischen Betriebe die Aktion und bitten ihre Kunden um Teilnahme an dieser wichtigen Befragung.
Hier geht es zur Umfrage.