Corona-Krise: „Verfallt nicht in Schockstarre!“
Die Auswirkungen der Corona-Krise erfassen das südwestfälische Handwerk mit voller Wucht. „Jetzt hängen Existenzen am seidenen Faden“, sagt Jochen Renfordt, der Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen: „Trotzdem stecken die Betriebe den Kopf nicht in den Sand und zeigen in der Krise, dass sie auch unter erschwerten Bedingungen viele Wünsche erfüllen können. Um diesen Wünschen nachzukommen, braucht das Handwerk aber eben auch Kundinnen und Kunden!“
Sein Appell richtet sich vor allem an die Kommunen: „Wir dürfen nicht stoisch abwarten, bis die Corona-Krise vorbei ist. Habt Mut zur Entschlossenheit. Habt Mut zur Auftragsvergabe. Verfallt nicht in Schockstarre!“ Für Renfordt steht fest: „Es gibt genug zu tun! Das Handwerk in der Region braucht jetzt Aufträge!“ Der Repräsentant des südwestfälischen Handwerks denkt dabei vor allem an Gebäude in kommunaler Trägerschaft, wie z. B. Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder, Sporthallen und Verwaltungsgebäude, die jetzt – bei verordnetem Leerstand – renoviert oder saniert werden können. Aktuell sind von den Regierungen in Land und Bund sowie sogar von der EU die engen Regulierungen bei öffentlichen Vergaben gelockert worden. Folglich können sehr viel häufiger und kurzfristiger Direktvergaben an Unternehmen erfolgen.
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen, Meinolf Niemand, ergänzt: „Die bestehenden Rahmenverträge mit Betrieben könnten in der Auftragssumme angehoben werden, beispielsweise von 5.000€ auf 20.000€. Und nicht zuletzt ist es wichtig, dass das Zahlungsziel, also der Termin zur Begleichung der Rechnung von aktuell durchschnittlich 30 Tagen deutlich reduziert wird. Unstrittige Rechnungen müssen umgehend bezahlt werden.“
Schnelle und unbürokratische Überbrückungshilfen für Handwerksbetriebe sind daneben laut Kammerpräsident Jochen Renfordt zur Stunde das richtige Mittel, aber es muss in diesen Tagen auch an die Zukunft gedacht werden: „Wir alle müssen jetzt zusammenhalten und vor allem zusammenarbeiten.“
Doch nicht nur an die öffentliche Hand richtet der Präsident seinen Appell: „Auch Privatkunden, Hausverwalter und gewerbliche Kunden können sich jetzt positionieren: Wer jetzt in die Planungs- und Angebotsphase geht, die Aufträge zügig vergibt, hat nachher nicht das Problem über Handwerkermangel klagen zu müssen. Wenn die Krise überwunden ist, wird es Nachholbedarf in vielen Gewerken geben, der dann aufgrund des Facharbeitermangels in Kombination mit der erhöhten Nachfrage noch langsamer abgearbeitet werden kann, als vor der Krise.“